Lebenslauf CV

Willi Helbling – Künstlerischer Lebenslauf

 

Der 1920 als zweites von vier Kindern in Brugg geborene Willi Helbling erwarb seine künstlerische Grundausbildung von 1936 bis 1941 an der Grafischen Fachklasse der Kunstgewerbeschule Zürich (heute: Zürcher Hochschule der Künste), die damals von Johannes Itten geleitet wurde. Zu seinen Lehrern zählten unter andern Ernst Gubler, Heinrich Müller und Ernst Keller. 1939 malte der damals Neunzehnjährige unter Heinrich Danioth an dessen Wandbild für die Landesausstellung in Zürich mit.

Nach seiner Ausbildung in Zürich absolvierte Willi Helbling die Rekrutenschule und später den militärischen Aktivdienst. In dieser Zeit entstanden lebenslange Freundschaften zu den Künstlern Sepp Rickenbacher, Werner Nefflen, Paul Haenni, Simone Bonzon, und dem Kunstsammler Willi Ochsner. Es folgten Weiterbildung und Praktika bei den Kunstmalern Eugen Murer, Karl Hügin, Otto Kälin und Heinrich Danioth, sowie verschiedene Studienaufenthalte in Italien und Frankreich.

Das erste Atelier bezog der zeitlebens beruflich frei arbeitende Helbling noch während der Ausbildung in Windisch, später wechselte er nach Hausen. Neben der Ausführung von graphischen Auftragsarbeiten wie das Entwerfen von Firmensigneten, Briefköpfen und Wappen beteiligte er sich schon früh an sogenannten „Kunst am Bau”-Wettbewerben. Der erste große Auftrag kam bereits 1945 für die Gestaltung des Kreuzweges in der katholischen Kirche Aarau (Otto Kälin malte das Altarbild). Die erste Einzelausstellung folgte 1951 ebenfalls in Aarau.

1955 heiratete Willi Helbling Silvia Kessler. Drei Söhne wurden geboren. Im gleichen Jahr wurde mit dem etappenmässigen Bau des Atelierhauses am Westrand von Brugg begonnen.

Neben einem umfangreichen Werk von Acrylbildern auf Hartfaserplatte und Papier, welche er regelmässig in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentierte, schuf Willi Helbling seit Mitte der 1950er-Jahre aufgrund von Wettbewerben oder im Direktauftrag über 80 ‚Kunst am Bau’-Werke für Schulhäuser, Kirchen, Spitäler und Verwaltungsgebäude in der Schweiz. Darunter befinden sich Wandmalereien mit Acryl-, Mineral- und Keimfarben und in der Sgraffito-Technik, Glasmalereien, Bildteppiche, Natur- und Majolikamosaike.

Zu den wichtigsten Aufträgen zählten die gesamte künstlerische Gestaltung des Mehrzweckgebäudes in Sarmensdorf, die Glasmalereien am Kantonsspital Aarau und in den Kirchen von Eiken, Killwangen-Spreitenbach und Schaffhausen, die Wandbilder in den Kirchen von Langenthal, Zürich-Oerlikon , und das Majolika Mosaik an der Berufsschule Brugg.

Das Spektrum seines vielseitigen Oeuvres umfasst auch zahlreiche druckgraphische Arbeiten wie Holz- und Linolschnitte, Radierungen, Lithographien und Offsetdruck.

Willi Helblings Kunstschaffen orientierte sich an den Vorbildern Cézanne und Matisse. Unmittelbar beobachtete Natur war dem geborenen Zeichner zeitlebens Ausgangspunkt für Bildfindungen, die sich zwischen Figuration und geometrischer Abstraktion bewegten. Willi Helbling liebte das spontane Arbeiten in der Natur (a la prima), das spontane Einfangen einer Landschaft vor Ort, das skizzenhafte Erfassen – hingeworfenen, musikalischen Notationen gleich von Blumen und Haustieren im Garten bis hin zu den als Brief-ersatz gedachten Kalenderblättern, welche er im Alter nach seinen täglichen Spaziergängen aus der Erinnerung aufzeichnete.

Im Atelier arbeitete Willi Helbling später an den so im Garten oder in der Natur gewonnenen Eindrücken über Monate und Jahre weiter; er verdichtete die Motive durch Übermalungen in lasierenden Schichten zu Kompositionen und reduzierte sie auf das Essentielle, ohne je die Erkennbarkeit seiner Sujets ganz aufzugeben. Im Gegenteil: Die vordergründige Einfachheit des Dargestellten (Blume, Landschaft) diente ihm letztlich als Vorwand, hinter dem er die dem Bildaufbau zugrunde liegende kompositorische Ordnung ein Stück weit verbergen konnte. Diese Fähigkeit zur Beschränkung auf das Wesentliche kam auch bei seinen Holzschnitten überzeugend zum Tragen, vor allem aber bei den Wand- und Glasmalereien, wo die vom Medium vorgegebene Arbeitstechnik die Ausdrucksmittel des Künstlers stark begrenzt.

Willi Helbling hat ein scheinbar völlig undramatisches Werk geschaffen. Seine aus der Naturbetrachtung gewonnene Erkenntnis spiegelt sich in seiner Kunst, und seine in der Kunst gewonnene Erkenntnis informiert seine Sicht der Welt. Mit dieser unspektakulären Formel gelangten ihm kompromisslose, höchst eigenständige, meist in sich ruhende Bilder seiner nächsten Umgebung: archetypische Auen- und Juralandschaften, zeitlos meditative Kompositionen von Blumen und Gänsen, sowie Menschenbilder, die nicht auf fotografische Ähnlichkeit abzielen, sondern das Wesen des Dargestellten zu erfassen suchen.

Urs Strässle schreibt 1984 in seiner Abhandlung über den Willi Helbling : „Als Maler ist er einer, der auf den Grund sieht, der durch Blumen, Tiere und Landschaften sozusagen hindurchsieht als wären sie Schleier, hinter dem das Eigentliche verborgen liegt.”